Tonaufzeichnungen von Interviews, Diskussionen, Unterrichtsgespräche oder andere Gespräche werden transkribiert, also verschriftlicht. Somit können die Daten besser analysiert werden und man kann den Text schneller erfassen und durcharbeiten.
Definition: Transkription
Den Begriff Transkription gibt es seit Ende des 16. Jahrhunderts und wurde im Französischen erstmals benutzt. Das Wort leitet sich vom Lateinischen ab „trans“ (hinüber) und „scribere“ (schreiben). Heutzutage würde man den Begriff mit übertragen, hinüberschreiben, umformen oder umschreiben übersetzen. Grundsätzlich geht es bei der Transkription um die Verschriftlichung gesprochener Worte bzw. Sprache.
Anwendungsgebiete
Die häufigste Anwendungsform von Transkriptionen ist die Verschriftlichung von Audio- und Videodateien. Es werden Transkripte von Aufnahmen von Interviews, Reden, Meetings, Vorträgen, Gesprächen und Podcasts erstellt. Daher spricht man meist auch von einer Audiotranskription, wobei es hinsichtlich der Wortbedeutung keinen Unterschied zum Begriff „Transkription“ gibt.
Weitere Anwendungsbereiche
- Protokollführer transkribieren bei Gerichtsverhandlungen das Gesagte.
- In der Medizin werden Gespräche zwischen Patienten und dem Arzt aufgezeichnet.
- Zeugenbefragungen bei der Polizei werden transkribiert.
- Unterrichtsgespräche der Schüler und Lehrer werden für eine Analyse transkribiert.
- Marktforschungsunternehmen führen Gruppendiskussionen über Produkte und erstellen Transkripte.
Transkriptionen in der Linguistik
In der Linguistik (Spracherwerbs- und Konversationsforschung) haben Transkripte eine wichtige Bedeutung, denn sie werden genutzt, um Sprache genauer zu analysieren und erforschen. Die Transkription kann phonetisch (in Lautschrift), phonologisch (Mimik, Gestik, Lachen usw.), orthografisch (Dialekte, falsch geschriebene Wörter), diskursanalytisch (Inhalt) oder gesprächsanalytisch (Semantik) erstellt werden.
Je nach Untersuchungsziel werden unterschiedliche Transkriptionsregeln (IPA, HIAT, GAT) herangezogen und können Wörter, aber auch alle Phänomene der Mündlichkeit transkribiert werden. Sehr häufig wird IPA (internationale phonetische Alphabet) benutzt; das HIAT (halbinterpretative Arbeitstranskript) für Intonation, Silbenbetonung, Mimik und Gestik; das GAT (gesprächsanalytische Transkript) für die Analyse von Gesprächen.
A: ja, ähm, was haben Sie gesagt?
B: [ich möchte es nicht wiederholen
C: [okay
Transkriptionen von Fremdsprachen
Die phonetische Transkription wird in Fremdsprachen genutzt, um die Aussprache einer Vokabel zu verschriftlichen. Wir kennen diese Schreibweise meist aus unseren Schulbüchern für verschiedene Fremdsprachen wie Englisch, Spanisch und Französisch. Genutzt wird das international gültige Lautschriftalphabet (IPA), um die Akustik des Wortes zu verdeutlichen. So wäre die phonetische Transkription von „thank you“ [θæŋk juː].
Regeln und Beispiele
Prinzipiell kann jeder gesprochene Sprache verschriftlichen und das Gesagte niederschreiben. Damit sie jedoch ausgewertet, analysiert und kodiert werden kann, muss man gewissen Transkriptionsregeln folgen.
Hinsichtlich des Regelwerks unterscheidet man zwei Kategorien:
Regeln nach Dresing und Pehl - Fokus auf Inhalt
Liegt der Fokus auf dem Inhalt des Gesagten, können die Transkriptionsregeln nach Dipl.-Päd. Dr. Thorsten Dresing und Thorsten Pehl angewandt werden (siehe auch Praxishandbuch). Bei der Anwendung der inhaltlich-semantischen Regeln wird unter Berücksichtigung der Betonung, Pausen und nonverbalen Merkmale Wort-für-Wort transkribiert. Dialekte oder Stottern werden gekürzt, Fülllaute (z.B. ähm) und Pausen sowie Wortabbrüche und Satzabbrüche werden dabei nicht transkribiert. Steht das Gesagte im Fokus, wie bei Therapiesitzungen, Unterrichtsgesprächen oder Diskussionen, wird diese Transkriptionsregel angewendet. Werden im Gespräch Besonderheiten (Gefühlsausdrücke, zitternde Stimme, Pausen, Wortfindungsprobleme) bemerkt, müssen diese aufgezeichnet werden, sofern diese für die Auswertung wichtig sein könnten.
Des Weiteren dienen in einem Transkript Zeitstempel als Orientierung, wobei meist das Format #00:00:00-0#, also Stunde-Minute-Sekunde-Zehntelsekunde, genutzt wird.
A: Ja. Hm (nachdenklich), kann schon sein, dass ich in dieser Situation falsch gehandelt habe (lacht). Mal schauen, wie ich das nächste Mal reagiere. #00:00:15-4#
B: Da bin ich auch gespannt (lacht). Ähm, aber ich mache mir auch Sorgen, dass Sie wieder falsch handeln. #00:00:16-3#
Abb. 1: Transkription Beispiel mit erweiterten inhaltlich-semantischen Regeln nach Dresing und Pehl.
GAT 2 Trankription - Fokus auf Sprache
Bei einer gesprächsanalytischen Transkription (GAT) steht hingegen die Sprache im Fokus der Untersuchung. Besonders beliebt sind diese Transkripte in den Sprachwissenschaften und besonders bei der Spracherwerbsforschung im Bildungskontext, wenn erforscht werden soll, wie Kinder Sprache erlernen und welche Fehler sie beim Sprechen machen. GAT 2 ist die Überarbeitung des zunächst in den 90er erstellen Regelwerks GAT. Des Weiteren unterscheidet man je nach Feinheit der Transkription zwischen den drei Transkripten bzw. drei Regelwerken: Minimaltranskript, Basistranskript und Feintranskript.
A: #00:00:15-4# Ja. Hm_hm, kann schon SEIN, dass ich in dieser Situation falsch gehandelt habe ((lacht)) äh:: mal schauen, WIE ich das NÄCHste Mal ((hustet)) reagiere
B: #00:00:16-3# DA bin ich AUCH gespannt (lacht) (.) Ähm, aber ich mache mir auch Sorgen, (.) dass Sie wieder falsch handeln
Abb. 2: Transkription Beispiel nach GAT 2.