Vielleicht verfolgen Sie gespannt unsere Serie über deutsche Sprachinseln in Europa und der Welt. Heute stellen wir Ihnen das Riograndenser Hunsrückisch oder Katharinensisch vor, dass von deutschen Minderheiten in Brasilien gesprochen wird. Kennen Sie weitere interessante deutsche Sprachinseln aus Lateinamerika? Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!
Das Hunsrückische wird nicht nur in Deutschland gesprochen, sondern teilweise auch in den drei südlichsten Bundesstaaten von Brasilien. Besonders verbreitet ist der Dialekt im Gebiet von Santa Cruz do Sul im Bundesstaat Rio Grande do Sul. In dieser Region wird das sogenannte Riograndenser Hunsrückisch (Englisch: Hunsrik) oder Katharinenisch gesprochen. Der Begriff Riograndenser Hunsrückisch für das Hunsrück-Deutsch in Rio Grande do Sul wurde jedoch erst im Jahr 1996 eingeführt, wobei der Begriff Katharinensisch auf den brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina zurückgeht, wo der Dialekt erstmals entdeckt wurde.
Deutsche Auswanderer haben den Dialekt aus ihrer Heimat (Morbach, Idar-Oberstein, Rheinböllen, Simmern und Kastellaun) damals nach Brasilien gebracht.
Geschichte des Riograndenser Hunsrückisch
Seit der Einwanderung der Deutschen entwickelte sich der Dialekt jedoch 200 Jahre lang weiter und wurde auch von anderen deutschen Dialekten beeinflusst, unter anderem vom Ostpommerschen, Bairischen sowie von vielen österreichischen Dialekten. Ferner sind selbstverständlich auch Einflüsse des Portugiesischen und einiger Immigrantensprachen, z.B. des Italienischen, erkennbar. Da die deutsche Sprache im zweiten Weltkrieg verboten wurde, nimmt der Gebrauch des Dialekts von Generation zu Generation ab.
Merkmale des Hunsrückischen
Charakteristisch für das Hunsrückisch ist vor allem, dass Nomen nicht immer das richtige Genus tragen, d.h. der Bach ist im Dialekt weiblich und heißt „die Bach“. Pluralformen enden meist mit einem „e“ anstatt „en“ (Zeidung – Zeitung; Zeidunge - Zeitungen). Ähnlich sieht es bei Butter und Brille aus, die ein männliches Genus erhalten: de Bodder (die Butter) oder de Brill (die Brille). Im Hunsrückischen steht „de“ für der. Demgegenüber haben weibliche Personen meist ein männliches Genus: de Marri (Maria).
Des Weiteren ist auffällig, dass hauptsächlich das Perfekt genutzt wird und das Präteritum nur für wenige Verben (saht - sagte, fung – fing) gebraucht wird. Nicht nur die Zeitformen sind auffällig, sondern auch der Kasus, denn hier fehlt der Genitiv (Dämm seine Hinkel – „Dem seine Hühner“, anstatt dessen). Überdies kennt das Hunsrückische eigene Begriffe: Grumbeere, Krumbier oder Gumbi für Kartoffeln; leppsch (fad, geschmacklos); ei allemoo(l) – aber allemal; Schlambambes (flatterhafter Mensch).
Alle Artikel über Sprachinseln in unserem Blog:
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