Jedes Jahr entwickelt die Jugend eigene Begriffe oder übernimmt sie aus anderen Sprachen. Auch in diesem Jahr wurde wieder das Jugendwort des Jahres 2024 gewählt, doch dieses Jahr war ein Begriff besonders umstritten: „Talahon“, aber mehr dazu später.
Hintergrund: Warum gibt es das Jugendwort des Jahres?
Das Jugendwort des Jahres ist eine Auszeichnung, die jährlich in Deutschland stattfindet und einen besonders prägenden Ausdruck aus der Jugendsprache wählt. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum das Jugendwort jedes Jahr gewählt wird.
- Sprachwandel: Sprache, vor allem aber die Jugendsprache, ist lebendig und verändert sich ständig. Das Jugendwort des Jahres gibt einen Einblick in die aktuelle Sprachentwicklung und zeigt, wie Jugendliche miteinander kommunizieren.
- Sprachliche Vielfalt: es spiegelt die Vielfalt der Jugendsprache wider und macht auf neue Trends und Entwicklungen aufmerksam.
- Kultur und Gesellschaft: die gewählten Wörter können auch als Spiegelbild der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und kulturellen Trends betrachtet werden.
Die Top 10 des Jugendworts 2024
Dieses Jahr konnten Sie zwischen den Wörtern unten wählen:
- Pyrotechnik: Ausdruck, der die Unterstützung für den Einsatz von Pyrotechnik bei Sportveranstaltungen verdeutlicht. Beispiel: „Pyrotechnik! Wir werden dafür kämpfen!“)
- Talahon: der Begriff kommt aus dem Arabischen und steht für „Komm her“ und wird von und für Menschen mit stereotypen Merkmalen oder Verhaltensweisen genutzt. Beispiel: „Mit dieser Goldkette fühle ich mich heute wie ein Talahon.“
- Aura: bezieht sich auf die persönliche Ausstrahlung oder den Status und wird oft scherzhaft verwendet. Beispiel: „Wenn du denkst, dir kann das Nutellabrot nicht ein drittes Mal herunterfallen, aber es nochmal passiert. -5000 Aura.“
- YOLO: steht für „you only live once“ und rechtfertigt oft impulsive oder riskante Entscheidungen. Beispiel: „Gestern ohne Jacke bei -3 Grad skaten. Yolo.“
- Akh: das arabische Wort für Bruder, das meist als Anrede für einen Freund oder Bekannten verwendet wird. Beispiel: „Wie geht‘s, Akh(i)?“
- Nein Pascal, ich denke nicht: Ausdruck der Ablehnung, besonders wenn jemand unrealistische Erwartungen hat. Beispiel: Wenn er das 15. Mal nach einem Date fragt. – „Nein Pascal, ich denke nicht.“
- Yurr: begrüßung und Einleitung einer Frage. Beispiel: „Yurr! Wo hast du die Hose gekauft?“
- Schere: ein Begriff, der bei Online-Spielen benutzt wird und ein Schuldeingeständnis ausdrückt. Es kann auch ein Bekenntnis sein, dass man etwas getan hat.
- Digga(h): Anrede für einen Freund oder Bekannten. Beispiel: „Digga(h), was geht?“
- Hölle nein: starke Ablehnung, ähnlich dem englischen „Hell no“. Beispiel: „Lass mal am Samstag und Sonntag für die Mathearbeit lernen. - Hölle nein!“
Und welches Jugendwort hat 2024 gewonnen?
Das Voting hat entschieden, dass Aura [ˈaʊʁa], dass neue Jugendwart 2024 ist. Das Wort bedeutet: persönliche Ausstrahlung oder Eindruck, den eine Person auf andere macht; wird oft scherzhaft verwendet.
Warum ist der Begriff „Tahalon“ umstritten?
Der Begriff „Talahon“ ist ein neues Jugendwort, das vor allem durch TikTok bekannt geworden ist. Es beschreibt eine bestimmte Gruppe junger Männer, oft mit Migrationshintergrund, die durch ihre Kleidung, ihr Verhalten und ihre Art, sich in sozialen Medien zu präsentieren, auffallen.
- Ursprung: das Wort „Talahon“ leitet sich vom arabischen Ausdruck „taeal huna“ ab, was so viel wie "Komm her!" bedeutet.
- Bedeutung: es ist wichtig zu betonen, dass „Talahon“ keine feste, einheitliche Definition hat. Vielmehr ist es ein Sammelbegriff, der verschiedene Stereotype und Klischees über eine bestimmte Jugendgruppe vereint.
- Merkmale: oft werden „Talahons“ mit folgenden Eigenschaften assoziiert:
- Bestimmte Kleidungsstile (z. B. Markenkleidung, Sportbekleidung)
- Ein bestimmtes Auftreten in sozialen Medien (z. B. Posen, Gesten machen, Verwendung einer speziellen Sprache)
- Interessen an Musik, Mode und Lifestyle
- Oft ein starker Zusammenhalt innerhalb der Gruppe
Deswegen ist der Begriff umstritten:
- Stereotypisierung: Kritiker sehen in „Talahon“ eine gefährliche Stereotypisierung, die eine ganze Gruppe von jungen Männern auf eine bestimmte Weise darstellt und dabei individuelle Unterschiede ignoriert.
- Diskriminierung: der Begriff kann als diskriminierend empfunden werden, da er oft mit negativen Konnotationen verbunden ist und Vorurteile gegenüber jungen Männern mit Migrationshintergrund verstärkt.
- Verallgemeinerung: durch die Verwendung des Begriffs werden komplexe soziale Phänomene vereinfacht und auf ein Schlagwort reduziert.
- Subjektivität: die Wahrnehmung und Verwendung des Begriffs ist subjektiv und kann von Person zu Person unterschiedlich sein.
- Veränderung: Jugendkulturen und Sprachgebrauch verändern sich ständig. Was heute als „Talahon“ bezeichnet wird, kann morgen schon wieder anders aussehen.
„Talahon“ ist ein komplexer Begriff, der sowohl positive als auch negative Konnotationen hat. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es sich um eine soziale Konstruktion handelt und dass die Verwendung des Begriffs mit Vorsicht zu genießen ist. Eine offene und respektvolle Auseinandersetzung mit dem Thema ist notwendig, um Vorurteile und Stereotype abzubauen. Nur so kann ein besseres Verständnis für die Vielfalt der Jugendkultur entwickelt werden.
Ablauf: die jährliche Wahl des Jugendworts
Das Jugendwort wird im Rahmen einer Wahl und öffentlichen Abstimmung in mehreren Schritten bestimmt:
- Nominierungsphase: jugendliche und Sprachwissenschaftler können Vorschläge für mögliche Jugendwörter einreichen.
- Das Top-10-Voting: die eingereichten Wörter werden einer öffentlichen Abstimmung unterzogen. Über die Langenscheidt-Webseite können Sie aus den Top 10 Ihren Favoriten wählen.
- Auswertung der Top 10: anschließend werden aus den Top 10 die 3 am häufigsten gewählten Jugendwörter ermittelt und für das nächste Voting bereitgestellt.
- Top-3-Voting: in der nächsten Voting-Runde können Sie aus den Top 3 Ihren Favoriten wählen.
- Auswertung: die Stimmen werden ausgezählt und das Wort mit den meisten Stimmen wird zum Jugendwort des Jahres gekürt.
- Verkündung: das Jugendwort wird öffentlich verkündet.
Nächstes Jahr am Donnerstag, 29. Mai 2025, wird es wieder soweit sein und gerne speichern Sie sich das Datum um beim Jugendwort 2025 mitmachen zu können. Mehr dazu hier.
Überblick: Jugendwörter der vergangenen Jahre
Jahr |
Jugendwort |
Bedeutung |
2023 |
goofy |
tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweisen; tollpatschig |
2022 |
smash |
etwas mit jemandem anfangen |
2021 |
cringe |
peinlich, zum Fremdschämen |
2020 |
lost |
ahnungslos, verwirrt |
2019 |
kein Jugendwort |
------ |
2018 |
Ehrenmann/Ehrenfrau |
guter Mensch |
2017 |
I bims |
Ich bin‘s |
2016 |
fly sein |
besonders abgehen |
2015 |
Smombie |
Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie: Personen, die beim Gehen immer auf das Handy schauen und nichts mehr mitbekommen. |
2014 |
Läuft bei dir! |
Gut gemacht! Du hast es drauf! Cool! |
2013 |
Babo |
Boss, Chef*in |
2012 |
YOLO |
You only live once. |
2011 |
Swag |
Coolheit, Lässigkeit |
2010 |
Niveaulimbo |
Sinnlose Gespräche, bei denen das Niveau stetig sinkt. |
2009 |
hartzen |
(sinnlos) herumhängen |
2008 |
Gammelfleischparty |
Ü-30-Party |