Jenisch ist eine Varietät der deutschen Sprache und genau genommen eine Sondersprache der Jenischen, der „fahrenden“ Bevölkerung. Die Sprachvarietät ging dabei aus dem Rotwelsch hervor und hat ihre eigenen Wörter und Regeln. Kennen Sie einige Begriffe der jenischen Sprache? Dann hinterlassen Sie einen Kommentar.
Die jenische Sprache ist eine Varietät der deutschen Sprache und wurde hauptsächlich vom fahrenden Volk und von Heimatlosen gesprochen. Die nomadische Lebensweise einiger Bevölkerungsgruppen hat lange Tradition in Europa, doch die Herkunft des fahrenden Volkes kann nicht zurückverfolgt werden. Dies gilt auch für die Jenische, wie man dieses Volk nannte. Der Begriff Jenische steht dabei für Angehörige, die einem gewissen landschaftlichen und sozialen Teils der Bevölkerung in Mittel- und Westeuropa angehörten.
Die nomadische Lebensweise hatte eine lange Tradition und langsam entwickelte sich aus dem fahrenden Volk und den Heimatlosen eine jenische Identität. Ihre Herkunft konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Charakteristikum dieser Bevölkerungsgruppe waren ihr ökonomischer, rechtlicher und sozialer Ausschluss aus der Mehrheitsbevölkerung. Die jenische Sprache gilt als eigentümliche Sprachvarietät, die aus dem Rotwelsch stammt.
Was genau ist die jenische Sprache?
Der Sprachnamen Jenisch leitet sich aus dem Romanes von džan (Wolf) bzw. džin (Matras) für „wissen“ ab. Nichtsdestotrotz hält der Historiker Willi Wottreng die Ableitung „Jenische“ von einem Roma-Wort für eher unwahrscheinlich. Gleichzeitig verweist er auf das Wort „Jenne“, welches sich im Wörterbuch der Brüder Grimm befindet. Jenne bezeichnet hier eine Person, die den Tag und das Leben genießt. Ein weiterer Aspekt, der dagegenspricht, dass sich das Wort aus dem Romanes ableitet, ist die Erkenntnis, dass das Wort „Jenische“ schon im 12. Jahrhundert dokumentiert wurde und somit Jahrhunderte vor der Ankunft der Roma in Europa gebraucht wurde. Im 13. Jahrhundert ist die Rede von Yeannische Freyleut.
Einflüsse anderer Sprachen auf das Jenische
Unterschiedliche regionale Dialekte des Jenischen in Österreich, der Schweiz, Deutschland, den Benelux-Staaten und Frankreich geben Hinweise auf nähere sprachliche Kontakte zwischen Jenischen, Juden und Roma, da sich Entlehnungen und Adaptionen aus dem Jiddischen und dem Romanes wiederfinden. Romanismen aus dem Französischen und Italienischen zeigen, dass Kontakt mit Sprechern anderer Sprachen stattgefunden haben muss. Viele der jenischen Begriffe sind in die deutsche Alltagssprache eingegangen.
Die Linguistik bezeichnet Jenisch als Variante oder Teil des Rotwelschen, daher gibt es aufgrund der Gemeinsamkeiten im Wortschatz verschiedene Deutungen darüber, welche anderen Sprachen wie Kochum (Hundeshagen in Eichsfeld), Masermatte (Münster in Westfalen), Manisch (Gießen), Lakerschmus (Weimerskirch in Luxemburg) oder Pleisle (Killertal) dem Jenischen und Rotwelschen zuzuordnen sind.
Besonderheiten der jenischen Sprache
Ähnlich wie beim Rotwelsch ergeben sich die sprachlichen Besonderheiten des Jenischen aus einem semantisch abweichenden Teilwortschatz des Deutschen unter Einbezug zahlreicher Entlehnungen aus anderen Sprachen. Dabei sind die Wörter, die Grammatik, die Syntax (Satzstruktur) und die Phonetik (Lautung) der umgebenden Mehrheitssprache (z.B. dem Deutschen oder dem Französischen) ähnlich. Zu Abweichungen kommt es durch die Bildung neuer Komposita, Affigierung, Permutation und durch die Bildung von Metonymen der deutschen Wortbildungssystematik.
Beim Jenischen kommt es - ebenso wie im Rotwelschen - meist zu Umdeutungen bekannter Wörter durch eine Bedeutungsübertragung oder -verschiebung.
Sprachliche Beispiele für das Jenische
Jenisch |
Deutsch |
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"Knöff!, dibbert den Ooltert zu sengem Bugger, „steck mer meng Schmurgel a mäin Doberech, da gött emol eng geschmorrt.“ „Sou, dat ass quant! Nu steck mer och nach Quonkerten!“
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„Bub», sagt der Alte zu seinem Jungen, „gib mir die Pfeife und meinen Tabak, dann wird eine geraucht.“ „So, das ist gut, nun gib mir auch noeh Zündhölzer!“ |
Ein Galpes mit Klecksen, der hoke gesond, eine Moss mit Kräbleken, die hoke eine Klont. |
Ein junger Bursche mit Kopfläusen ist gesund, aber eine Frau mit Filzläusen ist ein dreckiges (schlumpiges) Weib. |
- tschoren: stehlen
- butten: essen
- Lobe: Geld
- naschen: gehen
- Tschick: Zigaretten
- Quant: Schön
- kneissen: bemerken
- letz: verkehrt
- losen: zuhören
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