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Farben, Deklination, Wortgebrauch, Grammatik
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Sprachdilemmas / 19. September 2024

Die „rosane“ Brille der falschen Rechtschreibung von Farben

In der Alltagskommunikation und beim Schreiben von Texten fällt es vielen Menschen schwer, die richtige Schreibweise für Farben zu finden. Nicht selten hört man Begriffe wie eine „rosane“ Brille tragen oder in ein „lilanes“ Gewand gehüllt sein.  Doch wie schreibt man Farbbezeichnungen richtig? Kennen Sie die Regeln oder gute Eselsbrücken? Hinterlassen Sie uns einen Kommentar.

Bei der Schreibweise von Farbbezeichnungen gibt es Besonderheiten bei der Deklination der Substantivierung und der Steigerbarkeit des Farbadjektivs, was wiederum Probleme verursacht. Weitere Stolperfallen sind die korrekten Endungen, Komposition und Deklination von Farbadjektiven, die Zusammen- und Getrenntschreibung sowie die Groß- und Kleinschreibung von Farben.

 

Groß- und Kleinschreibung von Farbbezeichnungen

Ob Farben groß- oder kleingeschrieben werden, hängt davon ab, ob sie Adjektiv oder Substantiv sind. Adjektive geben an, wie etwas ist oder wie etwas aussieht. Dies gilt auch, wenn man Farben im übertragenen Sinne benutzt. Man kann jedoch aus Adjektiven auch Substantive machen. Verwenden wir ein Adjektiv als Nomen in einem Satz, nennt man es Substantivierung. Ob die Farbe ein Substantiv ist, erkennen Sie daran, dass ein Artikel oder eine Präposition davorsteht oder davorstehen könnte. Zudem kann sich auch ein anderes Adjektiv davor befinden.

Farben als Adjektive

Farben als Substantive

Mein grüner Rock.

Mein Rock in einem knalligen Grün.

Susannes blauer Schirm.

Susannes Schirm in Blau.

Die weiße Wand.

Die Wand in Weiß.

Das ist ein schönes, gelbes Shirt.

Das Gelb des Shirts ist schön.

Das Kleid ist rot.

Ich nehme das Kleid in Schwarz, nicht in Rot.

Sein Fahrrad ist lila.

Das Lila seines Fahrrads ist strahlend.

Die Ampel ist grün.

Die Ampel zeigt Grün.

Es ist rot.

Wir halten bei Rot.

Der Text hat einen roten Faden.

 

 

Kann man nicht erkennen, ob es sich um ein Substantiv oder ein Adjektiv handelt, sollte man danach fragen. Diese Fragen helfen Ihnen dabei:

Der Text hat einen roten Faden.

  • Wie sieht es aus oder was ist es? --> Adjektiv
  • Wer/wen/wem oder was? --> Substantiv
  • Steht ein Artikel davor oder kann man einen Artikel davorsetzen? --> Substantiv

Doch wie das häufig der Fall ist, gibt es auch dieses Mal in der deutschen Sprache eine Ausnahme: Farben können Adjektive sein und trotzdem großgeschrieben werden.

 

Farben als Eigennamen

Es gibt für Objekte Eigennamen, die deren Einzigartigkeit verdeutlichen. Diese Namen schreibt man groß. Kommen in Eigennamen Farben vor, dann werden diese auch großgeschrieben:

  • Das Schwarze Meer (= das zwischen Südosteuropa, Osteuropa und Vorderasien gelegene Binnenmeer – und kein anderes Meer)
  • Das Rote Kreuz (= eine internationale medizinische Hilfsorganisation – und keine andere)
  • Die Gelben Seiten (= ein nach Branchen sortiertes Telefon- und Adressverzeichnis – und keine anderen Seiten)
  • Der Weiße Sonntag (= der Sonntag nach Ostern – und kein anderer Sonntag im Jahr)
  • Der Blaue Reiter (= eine deutsche Künstlergruppe – und keine andere Gruppe)

 

Neben richtigen Eigennamen, die nur ein einziges Objekt bezeichnen, gibt es auch namensähnliche Bezeichnungen. Hierbei kann man entscheiden, ob man das Farbadjektiv groß- oder kleinschreibt, d. h. ob es ein Eigenname oder eine normale Bezeichnung ist.

  • das schwarze/Schwarze Brett (= ein normales Anschlagbrett oder ein Brett, das eine besondere Funktion gegenüber anderen Boards erfüllt)
  • der gelbe/Gelbe Brief (= wichtiger amtlicher Brief in Deutschland, der meist eine Frist oder rechtliche Folgen auslöst, z. B. Vorladungen oder Gerichtstermine)
  • die rote/Rote Karte (= Strafkarte mit Platzverweis)

 

Zusammen- oder Getrenntschreibung von Farben

Farbadjektive mit den Endungen -farbig oder -farben schreiben wir als Kompositum zusammen. Dies gilt auch für Farben mit den Vorsilben hell- und dunkel-, wie zum Beispiel in dunkelgrün. Bestimmt man einen der Grundfarbtöne durch einen weiteren Wortteil genauer, dann steht dieser zusammengeschrieben vor der Grundfarbe. Mit einem Bindestrich verdeutlicht man, dass etwas nicht nur einer Farbe angehört, sondern mehreren. Kombinieren wir Farbbezeichnungen mit einem Verb oder einem Adjektiv, schreibt man die Wörter getrennt. Dies sieht man meist bei den Partizipien gefärbt, gestrichen und gemalt.

  • Ich hatte genug von dem türkisfarbenen Teppich, nun habe ich einen cremefarbenen Teppich.
  • Meine hellgraue Jacke steht mir nicht, deshalb habe ich nun eine dunkelgrüne Jacke gekauft.
  • Hast Du jetzt ein cognacbraunes Auto?
  • Blau-weiße Wände sind nicht modern. (Die Wand ist sowohl blau als auch weiß.)
  • Ihr Kleid war rot-gelb gestreift. (Das Kleid ist sowohl gelb als auch rot.)
  • Das Wasser ist blaugrün. (Das Wasser hat eine bestimmte Art von Grün mit Blauanteilen.)
  • Das Wasser ist grünblau. (Das Wasser hat eine bestimmte Art von Blau mit Grünanteilen.)
  • Sie hat sich die Haare blond gefärbt.
  • Sie hat sich die Haare schwarz gefärbt.
  • Die Wände wurden beige gestrichen.
  • Pink lackierte Autos sieht man selten.

 

Merke:

  1. Spezielle Farbnuancen (cognacbraun, azurblau, kirschrot) werden zusammengeschrieben.
  2. Adjektivverbindungen aus zwei Farben (grün-blau, rot-gelb) werden mit einem Bindestrich geschrieben.
  3. Farben und Verben (Partizipien) werden getrennt geschrieben: blau streichen, rot färben, weiß gekleidet, platinweiß getönt.

 

Die korrekte Endung bei Farbadjektiven

Die Grundfarben werden als Adjektive ebenso dekliniert (gebeugt) wie alle anderen Adjektive. Dies sind zum Beispiel die Farbbezeichnungen wie blau, rot, gelb, grün, weiß, schwarz, grau und braun.

  • Die gelbe Wand in der Küche möchte ich wieder zu einer weißen Wand machen.
  • Um die Farbe nicht zu vermischen, solltest du den Pinsel mit der blauen Farbe auswaschen.
  • Der Effekt grüner Farbe ist beeindruckend.

 

Schwieriger ist es bei den Suffixen der Adjektive orange, lila, rosa, silber, violett und türkis, denn hier wird die Standarddeklination nicht verwendet. Hier stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

  1. Das Farbadjektiv wird nicht dekliniert
  • Die rosa Wand im Kinderzimmer gefällt mir besser als die orange.
  • Die lila Wand im Schlafzimmer sieht schlimmer aus als die beige.
     
  1. An das Adjektiv wird die Endung -farbig oder -farben gehängt
  • Wir haben die rosafarbene/rosafarbige Farbe für die weiße Wand genutzt.
  • Wir haben die lilafarbene/lilafarbige Farbe für die blaue Wand genutzt.

 

Bei der zweiten Möglichkeit werden die Endungen nach den Regeln der Deklination verändert. Ebenso kann ein -n als Ableitungssuffix angehängt werden: silbern. Die Endungen können auch bei speziellen Farbnuancen genutzt werden, um unschöne Deklinationen zu vermeiden: apricotfarben, olivfarben, cremefarbig oder ockerfarbig.

Im Duden befindet sich „golden“ als gehobene Variante für „goldfarben“, doch analog dazu heißt es „silbern“ oder „silberfarben“. Für orange gibt es fünf Möglichkeiten: orange, orangefarben, orangefarbig, orangenfarben oder orangenfarbig. Beige hat vier Varianten für das „das beige Kleid“: beige, beiges, beigefarbenes oder beigefarbiges.

 

Deklination bei der Substantivierung

Wird die Farbbezeichnung Grün in substantivischer Funktion gebraucht, erhält ausschließlich der Genitiv Singular ein -s: Die verschiedenen Schattierungen des Grüns in der Wiese sind wirklich faszinierend. Alle anderen Flexionsformen sind endungslos, die Pluralform mit -s gilt als umgangssprachlich: Statt die beiden Grüns sagt man lieber die beiden Grüntöne. In jedem Farbfeld gibt es verschiedene Abstufungen und Helligkeitsgrade und auch die Farbe Grün ist keine absolute Größe. Daher kann man Vergleichsformen bilden: Der Rasen wirkt heut noch grüner als die letzten Monate. Ich glaube, der Rasen ist noch grüner als sonst.

 

10 Regeln zum Merken:

  1. Farben als Adjektive schreibt man klein: Die Ampel ist grün.
  2. Farben als Substantive schreibt man groß: Wir fahren nur bei Grün.
  3. Nur Grundfarben (rot, blau, grün, gelb) können normal dekliniert werden.
  4. Für exotischere Farbtöne (beige, lila, rosa) verwendet man die Endungen -farbig oder -farben.
  5. Spezifiziert man eine Grundfarbe durch dunkel- oder hell-, wird die Konstruktion zusammengeschrieben, z. B. dunkelgrau und hellblau.
  6. Bindestriche stehen für eine Verbindung mit „und“, z. B. grün-blau heißt, dass etwas grün und blau ist.
  7. Farben und Partizipien werden getrennt: rot färben, schwarz gekleidet, rot getüncht.
  8. Farben in Eigennamen schreibt man groß: Das Rote Kreuz und die Gelben Seiten.
  9. Spezielle Farbnuancen (rostbraun, senfgelb, marineblau) werden zusammengeschrieben.
  10. Komposita wie hellblau, hellgelb oder hellrot sollten nicht gesteigert werden.

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