In alltäglichen Gesprächen geht es um schädliche «Antibiotikas», karrierefördernde «Praktikas» und notwendige «Visas» für eine Urlaubsreise ins Land der meterhohen «Kaktusse». Schädlich werden «Antibiotikas» allerdings dann, wenn sich der Sprecher eine doppelte Mehrzahl gönnt.
Im alltäglichen Sprachgebrauch sind sich Muttersprachler sowie Sprachenlerner bei der Pluralbildung deutscher Nomen oftmals sehr unsicher. Gut, dass man fast alles in «Lexikas» und Wörterbüchern nachschlagen kann. Doch die Wörter «Antibiotikas», «Praktikas», «Visas», «Kaktusse» und «Lexikas» findet man dort mit Sicherheit nicht.
Insbesondere Begriffe, die im Alltag selten im Plural verwendet werden sowie der Plural von Fremdwörtern scheinen beliebte Stolpersteine der deutschen Sprache zu sein. Ebenso bereiten Nomen, die auf -a, -i, -o oder -u enden vielen Sprechern Schwierigkeiten. In manchen Fällen unterscheidet sich der Plural nicht vom Singular, in anderen Fällen gibt es gleich drei verschiedene Pluralformen.
Regeln zur Pluralbildung in der deutschen Sprache
Es macht den Anschein, als müsse man sich den Plural jedes einzelnen Nomens merken. Doch keine Sorge, die Pluralbildung ist nämlich nicht so willkürlich, wie sie auf den ersten Blick scheint. Im Folgenden möchten wir jedoch die tückische Pluralbildung ein wenig entmystifizieren.
Um stets auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie einige Regeln beachten. Prinzipiell unterscheidet man 8 verschiedene Pluralendungen in der deutschen Sprache. Hierzu prüft man zunächst, ob es sich um ein suffigiertes oder nicht-suffigiertes Nomen handelt.
Im Folgenden konzentrieren wir uns auf Nomen ohne Suffix. In unserem Artikel „Tückischer Plural – Die Mehrzahl gönn‘ ich mir zweimal (Teil 2)“ erfahren Sie mehr zu den entsprechenden Regeln für Nomen mit Suffix.
Pluralbildung bei Nomen ohne Suffix
1. Nomen, die auf -e enden, bilden in 98% aller Fälle den Plural mit -n.
- Die Lampe – die Lampen
- Der Hase – die Hasen
2. Maskuline und neutrale Nomen, die auf -er, -el oder -en enden, besitzen in 90% aller Fälle einen identischen Plural und bleiben unverändert oder unverändert mit einem Umlaut.
- Der Lehrer – die Lehrer
- Der Kittel – die Kittel
- Das Schwimmbecken – die Schwimmbecken
- Der Apfel – die Äpfel
Feminine Nomen, die auf -er oder -el enden, bilden in 90% aller Fälle den Plural mit –n. Aber es heißt: Die Mutter – die Mütter und die Tochter – die Töchter.
- Die Zwiebel – die Zwiebeln
- Die Feier – Die Feiern
3. Fremdwörter und Nomen, die auf a, i, o oder u enden, bilden den Plural häufig mit einem -s.
- Das Foto – die Fotos
- Die Kamera – die Kameras
- Das Dementi – Dementis
- Das/ der Taxi – die Taxis
Die Ausnahmen:
- Das Komma – die Kommata
- Die Agenda – die Agenden
- Causa – Causae
- Das Klima – die Klimata, Klimate (fachsprachlich)
- Die Liga – die Ligen
- Das Schema – die Schemata
- Das Thema – die Themen
- Die Vita – die Viten, Vitae (Latein)
4. Maskuline Nomen mit einer Silbe, bilden zu 90% den Plural mit -e oder -e mit Umlaut.
- Der Ring – die Ringe
- Der Hund – die Hunde
- die Hand – die Hände
Feminine Nomen mit einer Silbe, bilden zu 75% den Plural mit -en.
- Die Frau – die Frauen
- Die Rose – die Rosen
Neutrale Nomen mit einer Silbe, bilden zu 75% den Plural mit -er oder -er mit Umlaut.
- Das Tuch – die Tücher
- Das Bad – die Bäder
- Das Haus – die Häuser
Überblick
Häufig gibt es in der deutschen Sprache für jede Regel Ausnahmen, doch in den meisten Fällen kann man die obigen Regeln anwenden, um auf Nummer sicher zu gehen.
Art des Nomens | Pluralbildung mit |
---|---|
Nomen mit einer e-Endung. | -en |
Maskuline und neutrale Nomen mit der Endung -el, -er oder -en. Feminine Nomen mit der Endung -er- und -el. |
Unverändert / unverändert mit Umlaut -n |
Fremdwörter oder Nomen mit der Endung -a, -i, o- oder -u. | -s |
Maskuline Nomen mit einer Silbe. Feminine Nomen mit einer Silbe. Neurale Nomen mit einer Silbe. |
-e oder -e mit Umlaut -en -er oder -er mit Umlaut |