Ein Thema, dass uns täglich beschäftigt. Man unterscheidet zwischen der Sprache der Politiker und politischer Sprache. Wenn es um die Sprache der Politik geht, kann man viel sagen, ohne etwas zu sagen. Gerne bedient sich die Politik leerer Floskeln, Worthülsen, wolkigen Phrasen und anderen Stilmitteln, damit um die Wahrheit herumgeredet werden kann.
Die Sprache der Politik weist viele Besonderheiten auf und erfüllt dabei auch unterschiedliche Funktionen. Die Politolinguistik befasst sich mit dem Spannungsverhältnis von Sprache und Politik und zeigt dabei ein weiteres Politikverständnis auf. Untersuchungen zur politischen Sprache finden immer in drei Bereichen statt:
- Sprache und politisches System (polity)
- Sprache und politischer Prozess (politics)
- Sprache und Politikfelder (policies)
Gleichzeitig richtet sich politische Sprache an unterschiedliche Rezipienten: Sinners, Saveables und Saints.
- Sinners: Personen, die der Partei oder Sache abgeneigt sind.
- Saveables: Personen, die der Partei oder Sache indifferent gegenüberstehen.
- Saints: Personen, die der Partei oder Sache positiv gegenüberstehen.
Über das Verständnis der politischen Sprache
Obwohl die Sprache der Politik an das Volk gerichtet sein sollte, fällt auf, dass sie oft unverständlich ist. Und täglich grüßt das Phraseneinmaleins, wenn es darum geht, mit vielen Worten so wenig wie möglich zu sagen. Politiker sind hierin Meister: Metaphern, Sprechblasen, wolkige Phrasen, Worthülsen und Floskeln. Obwohl die Politik für die Menschen gemacht ist und sie alle betrifft, scheint es oftmals so als solle das Gesagte bewusst nicht verstanden werden.
„Wir wollen Deutschlands Zukunft gestalten. Und wir wollen Europas Zukunft mitgestalten.“
Verbale Mittel und rhetorische Figuren der Sprache und Politik verhindern allerdings, dass der Bürger immer versteht, worum es geht. Klarheit ist in der politischen Rhetorik fehl am Platz.
Ganz gleich, ob im Bundestag, in der politischen Talkshow, beim Straßenwahlkampf oder bei internationalen Verhandlungen – die Sprache der Politik ist überall und doch ist sie nicht gerade verständlich.
Ein besonderes Merkmal sind semantische Spielereien, die unterschiedlich interpretiert werden können:
- Konkurrierende Bezeichnungen: Es werden unterschiedliche Bezeichnungen für ein und dasselbe Phänomen benutzt. Diese Bezeichnungen stehen letztendlich in Konkurrenz zueinander (z.B. Revolution und Staatsstreich, Freiheitskämpfer und Terrorist).
- Versuche der Fixierung von Bedeutungen: Es wir dieselbe Bezeichnung für unterschiedliche Bedeutungen benutzt, z.B. die Sterbehilfe kann Hilfe beim Sterben oder Hilfe zum Sterben bedeuten.
Bekannte Begriffe aus der Politik
Bekannte Begriffe und Wörter aus der Politik werden meist zum Wort oder Unwort des Jahres gekürt. Hier sind nur einige Beispiele aus der Sprache und Politik. Hinterlassen Sie uns doch einen Kommentar, wenn Ihnen interessante Begrifflichkeiten einfallen.
- Respektrente
- Heißzeit
- Nulllösung
- Sozialabbau
- Reformstau
- das alte Europa
- Wutbürger
- Rettungsroutine
- Jamaika-Aus
- Abwrackprämie
Welche Rolle spielen die Medien?
Politische Sprache meint den Gebrauch der Sprache im politischen Kontext. Wird sie öffentlich genutzt, um Meinungen und Einstellungen zu beeinflussen, lohnt sich ihr Gebrauch. Nichtsdestotrotz kann politische Sprache nicht nur von Politikern, sondern auch von Führungskräften in der Wirtschaft oder anderen Akteuren genutzt werden. Deswegen ist sie von der Sprache der Politiker zu unterscheiden. Die Sprache der Politiker hat hingegen Eigenheiten mit spezifischen Formulierungen und Floskeln.
Doch wenn man über Sprache und Politik nachdenkt, spielen auch die Medien eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der politischen Sprache inklusive ihrer manipulativen Begriffe wie „Griechenlandhilfe“ und „Freihandelsgegner“.
Weiterführende Literatur:
- Assmann, Aleida; Assmann, Jan (1994): „Das Gestern und Heute. Medien und soziales Gedächtnis.“. In: Merten, Klaus; Schmidt, Siegfried J.; Weischenberg, Siegfried (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdt. Verl., S. 114– 140.
- Burger, Harald; Luginbühl, Martin (Hrsg.): (2005): Mediensprache. Eine Einführung in Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien. Luginbühl, Martin (Hrsg.): Berlin; New York: de Gruyter.
- Merten, Klaus; Schmidt, Siegfried J.; Weischenberg, Siegfried (Hrsg.) (1994): Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdt. Verl.
- Rhomberg, Markus (2008): Politische Kommunikation: Eine Einführung für Politikwissenschaftler. UTB.
- Ronneberger, Franz (1974): „Die politischen Funktionen der Massenmedien.“. In: Langenbucher, Wolfgang (Hrsg.): Zur Theorie der politischen Kommunikation. München: Piper, S. 193–205.