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Interessantes / 03. Mai 2018

Die linguistische Vielfalt der deutschen Dialekte

Anders als in Österreich und der Schweiz wird der Gebrauch eines Dialekts in Deutschland oftmals als negativ bewertet.

Wer Mundart spricht, gilt oftmals als weniger intelligent oder ungebildet, deswegen sprechen viele Deutsche in gewissen Situationen bevorzugt Hochdeutsch. Ganz anders sieht es jedoch in der Schweiz und in Österreich aus, denn hier ist man stolz auf regionale Dialekte und bevorzugt Mundart oftmals gegenüber dem feingeschliffenen, spießigen Hochdeutsch.

Recht haben sie, denn einige Dialekte sind lustig, charmant und klingen äußerst sympathisch. Häufig wird Schweizerdeutsch und Österreichisch als wesentlich sympathischer empfunden als das spießige, harte und steife Hochdeutsch.   

Deutsch als Amtssprache wird vielerorts gesprochen

Wer glaubt, dass man die deutschen Dialekte an zwei Händen abzählen kann, irrt sich, denn allein in den einzelnen Regionen gibt es innerhalb eines Dialekts zahlreiche Variationen und signifikante linguistische Unterschiede. Die deutsche Sprache ist vielfältiger, als sie zunächst scheinen mag, denn nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, der Schweiz, Ostbelgien, Liechtenstein, Südtirol und anderenorts wird Deutsch gesprochen.

Dabei ist Deutsch sogar anerkannte Amtssprache in 7 Staaten, teilweise zusammen mit anderen Sprachen. Deutsch ist offizielle nationale Amtssprache in Liechtenstein, Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg, wobei in diesen Ländern auch andere Sprachen anerkannt sind. Es gilt als regionale Amtssprache in deutschsprachigen Gemeinden in Belgien sowie in der autonomen Region Südtirol.

Neben dem feingeschliffenen Hochdeutsch gibt es natürlich innerhalb der Amtssprache viele verschiedene Dialekte. In der Linguistik spricht man von der Standardvarietät und Nonstandardvarietäten. Das Hochdeutsche ist als Standardvarietät im Duden niedergeschrieben und folgt einer schriftlich festgelegten Orthographie. Alle Dialekte gelten dabei als Nonstandardvarietäten.

Welche Dialekte gibt es in Deutschland?

Die Dialekte in Österreich sind dabei bairisch und alemannisch, wohingegen sie in der Schweiz praktisch nur alemannisch sind. Die Dialekte in Deutschland reichen hingegeben nach einer Grobeinteilung vom Oberdeutschen (Teile des Alemannischen und Bairisch, Schwäbisch, Ostfränkisch) über das Mitteldeutsche (Rhein- und Moselfränkisch, Hessisch, Thüringisch, Obersächsisch) bis zum Niederdeutschen (West- und Ostfälisch, Nordniederdeutsch oder Nordniedersächsisch, Brandenburgisch, Mecklenburgisch-Vorpommersch). Im Norden Deutschlands werden von kleinen Sprachgemeinschaften friesische Dialekte gesprochen: Nordfriesisch auf den nordfriesischen Inseln und Helgoland sowie das fast ausgestorbene ostfriesische Säterländisch bei Oldenburg.

Prinzipiell handelt es sich bei Dialekten hauptsächlich um eine mündliche Einfärbung des Hochdeutschen, teilweise werden aber auch gänzlich andere Begriffe für den gleichen Gegenstand gebraucht: Brötchen, Semmel, Semme(r)l, Stulle, Weck, Weggli, Kipf, Schrippe und Rundstück.

Hochdeutsch Dialekt und Region
Karotte

Möhre (Westen, Mittelosten)

Mohrrübe (Nordosten)

gelbe Rübe (Bayern, Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz)

Rü(e)bli (Schweiz, Liechtenstein)

Wurzel (Norden, Nordosten)

Kartoffelbrei

Erdäpfelbrei (Nürnberger Land, Oberpfalz, Vogtland)

Kartoffelpüree (Westen, Ostbelgien, Luxemburg, Vorarlberg)

Erdäpfelpüree (Österreich, Südtirol, Elsass)

Stampfkartoffeln (Nordwesten, Nordosten)

Kartoffelstampf (Oberfranken)

Kartoffelmus (Schleswig-Holstein, Sachsen)

Stocki und Erdäpfelstock (Schweiz, Südbaden)

Marienkäfer

Mariechenkäfer (Berlin)

Junikäfer (Franken)

Mutschekiebchen (Eisleben, Erfurt, Leipzig)

Herrgottskäfer (Lothringen, Elsass)

Himmelstierchen (Luxemburg)

Himmelsgüegeli und Muttergotteskäfer (Schweiz)

Taschentuch

Sacktuch (Österreich, Mosel, Saar, Schwaben, Pfalz, Südtirol, Schweiz)

Nastuch und Nasenlumpen (Schweiz)

Schneuztuch (Bayern, Österreich)

Welche Dialekte gibt es in Österreich?

Ebenso gibt es gravierende regionale Unterschiede in der Sprachverwendung in Österreich. Von Vorarlberg über Salzburg bis nach Wien sprechen auch die Österreicher bis zu rund 100 unterschiedliche Dialekte. Aus historischer Sicht haben sich die österreichischen Dialekte aus dem Mittelhochdeutschen entwickelt.

Dem Mittelbairischen gehören die Dialekte von Wien, Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich und großen Teilen der Steiermark und Salzburgs an. Dem Südbairischen werden die Dialekte der Steiermark, Kärntens, Tirols und von Teilen Salzburgs zugerechnet. Die Dialekte des Burgenlands und das Kärntnerische gelten als sehr altertümlich und klingen besonders melodisch und weich.

An manchen Orten sagen die Leute „Frühling“ und an anderen „Frühjahr“, „Auswärts“, „Lenz“ oder „Länzing“. Im Burgenland nennt man den Kürbis „Kirwis“, wohingegen die Oberösterreicher ihn „Plutzer“ nennen. Die Kartoffel heißt in Niederösterreich „Grundbirn“ und in Tirol „Easchtepfi“, die Gurken sind im Burgenland die „Umurkn“ und die Zwiebeln in Niederösterreich und der Steiermark „Zwiefln“.

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