In vielen Orten ist der Tanz in den Mai sehr weit verbreitet, dennoch wird er unterschiedlich gefeiert. Viele Gegenden nehmen es ernst mit den Bräuchen zum 1. Mai und leben diese traditioneller aus als andere Gegenden. Im folgenden Artikel möchten wir uns insbesondere auf den Maibaum konzentrieren, denn auch beim Aufstellen des Maibaums gibt es unterschiedliche Bräuche in verschiedenen Gegenden.
Der Maibaum im Ortszentrum
Meist wird in Deutschland am 1. Mai ein geschmückter Baumstamm an einem zentralen Ort der Stadt oder des Dorfes aufgestellt. Hierbei kann es sich um einen Marktplatz oder einen Kirchenplatz handeln. Dieser Baum wird dann als Maibaum bezeichnet. Der Maibaum wird hauptsächlich im Süden Deutschlands und vor allem in Bayern aufgestellt. Die Zeremonie findet am letzten Tag des Aprils, am 1. Mai oder an Pfingsten statt.
Traditionen aus vorchristlicher Zeit
Woher der Brauch genau kommt, ist unklar. Erstmals ist von dieser Tradition im Jahr 1224 die Rede; der Mönch Caesarius von Heisterbach dokumentierte das Aufstellen eines Maibaums in Aachen. Damals galt es als heidnisches Ritual und wurde angeprangert, denn das Maibaumstellen war im Christentum lange Zeit verboten.
In vorchristlicher Zeit suchten die Menschen Bäume auf, um die sie tanzten und Feiern veranstalteten. Sie waren ein Zeichen des wieder aufkeimenden Frühlings, waren aber auch ein Symbol für Fruchtbarkeit. Als heidnischer Kult wurde dies vom Christentum verboten.
Der Brauch, einen geschälten und mit Kränzen und Bändern geschmückten Baum zum 1. Mai aufzustellen, entwickelte sich im 16. Jahrhundert in Deutschland. Seit jeher steht er für Gedeihen und Wachstum sowie für Glück und Segen. Das Aufstellen des Maibaums wurde immer mit Tänzen gefeiert. Dies war der weltlichen und der kirchlichen Obrigkeit im 18. Jahrhundert zuwider und man versuchte, den Maibaum erneut zu verbieten – allerdings erfolglos.
Ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt die Tradition, neben Kränzen und Bändern, kleine Tafeln an Querbalken am Maibaum zu befestigen.
Der symbolische Wert des Maibaums
Der Maibaum gilt als Symbol des Frühlings, des neu erwachten Lebens und der Fruchtbarkeit. Seit dem 17. Jahrhundert galt das Maibaumstellen als eine Art Partnervermittlung im ländlichen Bereich. Dabei wurden unverheiratete, junge Frauen des Ortes den Junggesellen für einen bestimmten Zeitraum als „Leihgabe“ überreicht. Auf dieser Tradition basiert eventuell auch ein Brauch, der in Nordrhein-Westfalen für Verliebte gängig ist.
Maibaum aufstellen für Verliebte
Dieser Brauch ist hauptsächlich im Rheinland und in NRW verbreitet: Das Schlagen und Schmücken einer Birke für die oder den Liebsten. Dabei stellen Jungen und Männer auf eigene Faust oder in einer Gruppe, einen geschmückten Birkenstamm vor das Haus der/des Angebeteten. Meist werden hierfür beschriftete Herzen und bunte Kreppbänder genutzt. Seit dem Jahr 2004 sah man immer häufiger, dass mindestens in den Schaltjahren Frauen ihrem Geliebten oder ihrer Geliebten einen Maibaum aufstellen.
Traditionen rund um den Maibaum
Zunächst wird ein geeigneter Baum, meist eine Fichte oder eine Birke, gesucht und gefällt. Bis zum großen Tag wird der Baum bewacht – oft nicht sehr erfolgreich. Die jungen Männer der Nachbargemeinde stehlen ihn, so will es der Brauch. Jedoch gelten auch für den Baumklau wichtige Regeln, die einzuhalten sind. Die Regeln legen fest, ab wann der Maibaumklau erfolgreich war. Gestohlen werden darf nur der Maibaum und das nur, solange er noch nicht steht. Fahnen, Tafeln, Bänder und anderer Schmuck sind vom Klau ausgeschlossen.
Selbstverständlich muss eine gerechte „Auslöse“ erfolgen, um den Maibaum wiederzubekommen. Üblich sind dabei ein paar Fässer Bier und eine gute Brotzeit für die Diebe. Anschließend wird die Auslöse gemeinsam gefeiert. Neben dem Maibaum, der im Ortszentrum (Dorfmaien) aufgestellt wird, werden noch andere kleinere Bäume, Maien „verteilt“.
Meist erhalten Bürgermeister:innen ein kleines Bäumchen, ebenso Pfarrer:innen und Lehrer:innen. Auch junge Burschen nutzen die Gelegenheit und erklären ihre Liebe durch eine „Liebesmai“ – ein kleines, geschmücktes Maibäumchen, das sie vor das Fenster der Geliebten stellen.
Mehr dazu: Tanz in den Mai – Die Walpurgisnacht