Man hat oft das Gefühl, dass der deutsche Wortschatz umfangreicher ist als jeder andere Wortschatz der Welt. Dies kommt vor allem daher, weil man im Deutschen für alles ein Wort hat, wohingegen im Englischen oft Begriffe fehlen. Weltschmerz, Fernweh, Schadenfreude und Waldeinsamkeit sind einige Begriffe, die stark umstritten sind, ob es tatsächlich ein Äquivalent gibt.
Doch zu aller Überraschung ist der englische Wortschatz der größte der Welt mit rund 750.000 Wörtern. Was denken Sie? Wie viele Wörter umfasst der deutsche Wortschatz? Schreiben Sie uns Ihre Schätzung in die Kommentare!
Vergleicht man die deutsche Sprache mit dem Englischen, dann hat man manchmal den Eindruck, dass es im Deutschen für alles einen Begriff gibt. In der englischen Sprache fehlen hingegen Begriffe wie Weltschmerz, Waldeinsamkeit, Fernweh oder Schadenfreude. Jedoch sind einig dieser Begriffe kontrovers diskutiert, denn einige sind der Überzeugung, dass es beispielsweise für Schadenfreude ein Äquivalent gibt. Andere sind hingegen davon überzeugt, dass es ein einzigartiger Begriff sei. Da das Deutsche für alles einen Begriff parat hat, glaubt man meist, dass der Wortschatz der umfangreichste der Welt sein müsse. Doch die englische Sprache weiß uns zu überraschen, denn sie hat dennoch den größten Wortschatz mit rund 750.000 Wörtern.
Nun wissen wir, dass der deutsche Wortschatz kleiner sein muss als der englische Wortschatz. Was vermuten Sie? Teilen Sie uns Ihre Einschätzungen im Kommentarbereich mit.
Wortschatz nach Duden
Die Duden-Redaktion schätzt den Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache im Allgemeinen auf 300.000 bis 500.000 Wörter (Grundformen). Erstaunlich ist, dass nicht einmal die Duden-Redaktion genau weiß, wie viele Wörter die deutsche Sprache kennt. Dabei könnte man meinen, dass sie an der Quelle sitzt.
Im Durchschnitt benutzt ein Muttersprachler oder eine Muttersprachlerin rund 12.000 bis 16.000 Wörter, darunter sind rund 3.500 Fremdwörter. Jedoch versteht man meist viel mehr als das in einer Sprache. In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen einem aktiven und einem passiven Wortschatz. Mit 50.000 Wörtern ist der passive Wortschatz um ein Vielfaches größer.
Diese Angaben sind jedoch nur Schätzwerte, denn der deutsche Wortschatz befindet sich in einem ständigen Wandel. Neue Wörter werden kontinuierlich gebildet oder aus anderen Sprachen übernommen. Der Wortschatz in Bereichen wie Literatur, Medien und Wissenschaft wird fortlaufend erweitert, während technologische Fortschritte und gesellschaftliche Veränderungen mit neuen Begriffen einhergehen (siehe Neuschöpfungen der Energiewende). Darüber hinaus tragen situative oder gelegentliche Neubildungen dazu bei, unseren Wortschatz zu bereichern, wodurch genaue Angaben über seinen Umfang unmöglich sind.Formularbeginn
Duden und das Grimm’sche Deutsche Wörterbuch
Es ist leichter, die Frage zu beantworten, wie viele Wörter in einem Wörterbuch aufgeführt sind: Die aktuelle 28. Auflage des Rechtschreibdudens enthält ungefähr 148.000 Stichwörter (Grundformen). Das "Deutsche Wörterbuch" (1852–1971) von Jacob und Wilhelm Grimm umfasst etwa 450.000 Stichwörter, die auch im Internet abrufbar sind. Allerdings sind viele davon mittlerweile nicht mehr gebräuchlich, da sie aus dem 19. Jahrhundert stammten.
Verzeichnet sind dort: abkarbatschen, Blaffabilität, Clauditchen, hangdrüslicht, Hirsetute, hixen, Tschinke, Verbunst und der hessische Märchenriese Kürdchen Bingeling.
Viele Wörter sind nicht im Duden gelistet
Die Duden-Redaktion geht davon aus, dass jährlich 1.000 neue dudenreife Wörter entstehen. Dennoch werden nicht alle im Duden aufgenommen. Dabei handelt es sich nicht einmal um Einmalbildungen oder entlegene Wörter wie „Raumkleine“, sondern Allerweltswörter: Betrugsfall, Stofftapete oder Schrumpfkur. Es sind kaum reine Fremdwörter dabei.
Meist werden zusammengesetzte Wörter nicht aufgenommen und dabei können wir das im Deutschen doch am besten. Doch genau deshalb ist es auch so schwierig, die Wörter genau zu zählen.
Mehrfacheinträge machen eine Schätzung schwierig
Problematisch ist es auch, dass Mehrfacheinträge im Duden vorhanden sind. Somit stehen sowohl Fuzzylogic als auch Fuzzy Logic und Fuzzylogik im Wörterbuch. Oder Achill, Achilles und Achilleus zusammen mit seinem Zeitgenossen Apoll, Apollo und Apollon.
Ebenso findet man den Brot-Wecken unter vier Stichwörtern: Weck, Wecke, Wecken und Weggen. Für den Fünfjahrplan werden vier verschiedene Schreibweisen gelistet: Fünfjahresplan, 5-Jahr-Plan und 5-Jahres-Plan. Auch die Rote Bete oder rote Bete (Rote Beete, rote Beete) kennt vier Schreibweisen. Bei schwarzrotgold(en) fallen dem Duden 8 Schreibweisen ein, wobei das Wort großgeschrieben für die deutsche Fahne selbst steht und kleingeschrieben für die Farben der Flagge:
- Schwarzrotgolden
- schwarz-rotgolden
- schwarzrotgoldene
- schwarzrotgoldne
- schwarz-rot-goldene
- Schwarz-rot-goldne
- Schwarzrotgold
- Schwarz-Rot-Gold
Für das norddeutsche tschüss kennt der Duden vier Schreibweisen: tschüs, tschüss, Tschüs und Tschüss. Dabei kann man das Ü kurz oder lang sprechen.
Eine weitere populäre Herangehensweise zur Erweiterung des Wortschatzes ist die Bildung eines Adjektivs aus einem Verb: deuten wird zu deutlich. Und aus deutlich wird wiederum ein neues Verb: verdeutlichen. Solche Schritte hat auch offen: öffnen wurde zum Adjektiv öffentlich. Weiter zum Verb veröffentlichen und schließlich zum Substantiv Veröffentlichung.
Die Wörterbuch-Challenge
Wir von der Redaktion müssen gestehen, dass uns das Thema „Wortschatz“ immer neugierig macht. Wenn man eine neue Sprache lernt, setzt man sich ausgiebig mit dem Grundwortschatz sowie dem weiterführenden Wortschatz auseinander, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern.
Doch wie sieht es eigentlich mit der Muttersprache aus?
Wäre es nicht schön, täglich ein neues Wort zu lernen?
In nur einem Jahr könnte man somit 365 oder 366 neue Wörter in den eigenen Wortschatz aufnehmen. Fangen wir doch einfach heute damit an! Dabei können wir „klein“ anfangen und uns den Rechtschreibduden mit rund 148.000 Eintragungen und 1.296 Seiten vornehmen und täglich eine Seite durchforsten, ob ein neues spannendes Wort dabei ist.
Sollte Ihnen das zu altmodisch sein, dann gibt es auch Webseiten mit Zufallsgeneratoren oder Apps, die Ihnen helfen, neue Wörter zu lernen und Ihren Wortschatz zu erweitern.
Quellen:
- Der Umfang des deutschen Wortschatzes | duden.de
- Zur Statistik des deutschen Wortschatzes | statistik-bw.de
- WIE VIELE WÖRTER HAT DIE DEUTSCHE SPRACHE? | goethe.de
- Es gibt viel mehr deutsche Wörter, als wir wussten | welt.de
- Grimm’sche Deutsches Wörterbuch | Online-Wörterbuch