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Sprachdilemmas / 06. April 2017

„So klug als wie zuvor“, aber „besser wie“ Goethe!

Klagt Goethes Faust vor Verzweiflung, er sei so klug als wie zuvor, dann betrachten wir dies als poetische Hochsprache. Doch was unter der Prämisse der dichterischen Freiheit als Poesie gilt, ist als Doppelung schlichtweg ein peinlicher Fehler.

Kaum ein anderer Sprachfehler kann einen Deutschlehrer mehr zur Verzweiflung bringen als die Verwechslung der zwei kleinen Vergleichspartikel „wie“ und „als“. Und während sich unwillkürlich ihre Nackenhaare aufstellen, erklären sie mit eiserner Hartknäckigkeit, dass beide Wörter zwar einen Vergleich zum Ausdruck bringen, aber die Vergleichspartikel keinesfalls miteinander gleichzusetzen sind.

  • Wenn zwei Gegenstände gleich sind, verwendet man „wie“. (Positiv)
  • Wenn zwei Gegenstände ungleich sind, verwendet man „als“. (Komparativ)

Und gerade als alle Deutschlehrer dachten, sie hätten die jungen Sprachsünder zur Vernunft gebracht, tritt die Als-Wie-Heidi als modischer Faust auf die Bühne der Sprachfauxpax.

Heidi Klum gelang es nicht nur den Schönheits- und Sprachirrsinn in den jungen Köpfen zu platzieren, sondern auch den tolerantesten Grammatikverfechter mit ihren sprachlich desaströsen Ratschlägen in den Wahnsinn zu treiben: „Sei mehr kreativ als wie andere, denn der Job als Model ist viel schwerer als wie andere Berufe“. Danach wollten nicht nur Deutschlehrer, sondern auch Journalisten Heidi den Duden um ihre hübschen Ohren hauen, damit sie endlich begriff, dass „als wie“ standardsprachlich falsch ist.

Der Kampf schien aussichtslos, denn Hape Kerkeling konterte als Kaffee- und Sprachbotschafter/in: „Einer besser als wie der andere“. Plötzlich war sogar Verona Pooth von ihrer Kaffeefahrt zurück. Mit im Gepäck war ihre Grammatikschwäche, und sie präsentierte sich wieder „besser als wie man denkt“.

Ebenso falsch wie „als wie“ sind demzufolge auch folgende Formulierungen:

  • Ich bin besser wie sie. (Richtig: Ich bin besser als sie.)
  • Ich kann mehr wie er.  (Richtig: kann mehr als er.)

Denn hierbei handelt es sich um einen Vergleich, der einen Unterschied anzeigt.

Steigerung von Adjektiven

Der Komparativ (Ungleichheit)

Der Komparativ vergleicht zwei Personen oder Gegenstände, wobei er den Unterschied bzw. die Tatsache, dass die Personen und Gegenstände ungleich sind, verdeutlicht.

Hier bedarf es des Vergleichspartikels „als“.

  • Du bist schon größer als Susi.
  • Du hast mehr gegessen als ich.
  • Du gewinnst öfter als Michael.
  • Der Gepard ist schneller als das Reh.

Der Positiv (Gleichheit)

Der Positiv drückt aus, dass zwei Gegenstände oder Personen gleich sind. Deswegen gebraucht man das Wort „wie“.

Die Strände in Asien sind so schön wie in der Karibik. 
Der Berliner Fernsehturm ist nicht so hoch wie der Burj Khalifa in Dubai.
Susi ist ebenso groß wie ihre Schwester.
Fritz ist dreimal so fleißig wie Lea.

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