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Christi Himmelfahrt und Vatertag – warum dieser Feiertag in Deutschland zwei völlig verschiedene Bedeutungen hat.
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Sprachdilemmas / 28. Mai 2025

Warum Vatertag nicht gleich Vatertag ist

Ein Feiertag, zwei völlig unterschiedliche Bedeutungen

Christi Himmelfahrt ist einer der ältesten und wichtigsten christlichen Feiertage – und in Deutschland gleichzeitig ... Vatertag?

Während die einen zur Messe gehen, ziehen andere mit Bollerwagen und Bier durch die Landschaft. Wie passt das zusammen?

In diesem Blog werfen wir einen Blick auf die Herkunft, die sprachlichen Feinheiten und die kulturellen Unterschiede rund um diesen Feiertag – und warum „Himmelfahrt“ nicht überall dasselbe bedeutet.

 

Was genau feiern Christen an Christi Himmelfahrt?

Christi Himmelfahrt wird am 40. Tag nach Ostern gefeiert, also immer an einem Donnerstag – meist im Mai, manchmal Anfang Juni. Der Feiertag erinnert laut dem Neuen Testament an die Rückkehr Jesu in den Himmel, nachdem er seinen Jüngern erschienen war.

Es ist ein zentraler Teil des christlichen Kalenders und bildet zusammen mit Ostern und Pfingsten eine Art „spirituelle Trilogie“. Während Ostern die Auferstehung feiert und Pfingsten das Kommen des Heiligen Geistes, steht Christi Himmelfahrt für die Rückkehr Christi zum Vater – und symbolisiert Vollendung und Hoffnung.

 

Und jetzt die weltliche Seite: warum auch Vatertag?

Der sogenannte „Vatertag“ – oder auch „Herrentag“ – wird in Deutschland, aber auch in der Schweiz und Liechtenstein, am selben Tag gefeiert wie Christi Himmelfahrt. Doch anders als der Muttertag hat dieser Tag keinen kirchlichen Ursprung.

Die Tradition des „Männerausflugs“ mit Bier und Bollerwagen geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück. Ursprünglich begannen einige Regionen damit, Männerwanderungen und Picknicks zu organisieren – manchmal auch mit Preisausschreiben oder dem feierlichen Übergang zum »Mannsein«.

Mit der Zeit wurde daraus ein festes Ritual: ein Tag, an dem Männer (und oft auch Nicht-Väter) feiern – fernab von familiären oder religiösen Verpflichtungen.

 

Sprachlicher Exkurs: Was bedeutet eigentlich „Himmelfahrt“?

Der Begriff „Himmelfahrt“ ist nicht ganz selbsterklärend – besonders für Nicht-Muttersprachler. Das Wort kann schnell wörtlich verstanden werden als „Fahrt in den Himmel“. Doch gemeint ist natürlich die symbolische Rückkehr Jesu zu Gott.

Interessant wird es beim Blick in andere Sprachen:

Sprache

Begriff

Bedeutung

Englisch

Ascension Day

„ascendere“ (lat.): hinaufsteigen

Französisch

L’Ascension

wie im Englischen

Spanisch

Ascensión del Señor

der Aufstieg des Herrn

Kroatisch

Uzašašće

von „uzlaziti“ – aufsteigen

Slowenisch

Vnebohod

»hoditi v nebo« – »hinaufgehen«

 

Interessant: im Deutschen ist „Himmelfahrt“ der einzige Begriff, der eine „Fahrt“ benennt – eine konkrete Bewegung, fast schon physisch. Andere Sprachen wählen eher die abstrakte Form des Aufstiegs.

 

Und wie ist es in anderen Ländern?

Während Christi Himmelfahrt in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden ein gesetzlicher Feiertag ist, sieht es andernorts ganz anders aus:

 

Land

Status von Christi Himmelfahrt

Vatertag

Deutschland

Gesetzlicher Feiertag

Gleichzeitig Vatertag (weltlich)

Österreich

Gesetzlicher Feiertag

Vatertag: 2. Sonntag im Juni

Frankreich

Gesetzlicher Feiertag

Vatertag: 3. Sonntag im Juni

Schweiz

Gesetzlicher Feiertag

Kein einheitlicher Vatertag (2. Sonntag im Juni oder 19. März)

Slowenien

Kein Feiertag

Vatertag: 19. März

Kroatien

Kein Feiertag

Vatertag: 19. März

UK

Kein Feiertag

Father’s Day: 3. Sonntag im Juni

 

Man sieht: Christi Himmelfahrt und Vatertag sind nur im deutschsprachigen Raum miteinander verknüpft – in anderen Ländern sind sie entweder zeitlich getrennt oder existieren ganz anders.

 

Was bedeutet das für Sprache und Übersetzung?

Feiertage sind oft hochgradig kulturell geprägt – und lassen sich nicht immer 1:1 übersetzen.
„Ascension Day“ klingt neutral – „Christi Himmelfahrt“ dagegen explizit religiös. Übersetzt man für ein internationales Publikum, muss man also:

  • den kulturellen Kontext verstehen
  • wissen, ob es im Zielkultur ein Pendant gibt
  • entscheiden, ob man lokalisiert oder erklärt

Beispiel: ein deutscher Newsletter, der zum Vatertag Rabatt anbietet, sollte in Frankreich vielleicht nicht mit „Joyeuse Ascension!“ starten …

 

Ein Feiertag, viele Facetten

Christi Himmelfahrt ist ein Paradebeispiel dafür, wie Sprache, Religion und Kultur miteinander verwoben sind. Was für die einen ein stiller, spiritueller Feiertag ist, ist für andere ein Tag für Bier und Wanderstiefel.

Und genau das macht Sprache so spannend: Sie ist nie nur wörtlich – sondern immer auch emotional, sozial und kulturell aufgeladen.

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