Die Bibel ist nicht nur ein religiöses und literarisches Werk, sondern auch eine bedeutende Quelle zahlreicher Redewendungen, die – oft unbewusst – auch heute noch in der Alltagssprache verwendet werden. Viele dieser Ausdrücke sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, haben dabei jedoch ihren ursprünglichen theologischen Kontext verloren.
In diesem Beitrag stellen wir einige geläufige biblische Redewendungen vor, erläutern deren Ursprung und Bedeutung und zeigen, wie man sie orthografisch korrekt schreibt.
Häufige biblische Redewendungen im heutigen Sprachgebrauch
- „Oh mein Gott!“
Heute meist als Ausdruck von Überraschung, Empörung oder Begeisterung gebraucht. Ursprünglich handelt es sich um eine direkte Anrufung Gottes, die bereits in den Psalmen vorkommt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22,2). Der Ausdruck hat seinen Ursprung in einem tiefen theologischen Kontext, wird heute jedoch oft säkular gebraucht.
- „Gott helfe!“/„Gott bewahre!“
Früher ein Hilferuf oder Ausdruck tiefer Not, heute häufig auch ein ironischer oder überraschter Ausruf. In der Bibel finden sich viele Bitten um Gottes Hilfe, etwa in Psalm 70,2: „Gott, rette mich, komm, hilf mir bald!“
- „Und das Wort wurde Fleisch.“
Ein zentraler Satz aus dem Johannesevangelium (Joh 1,14): „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Er beschreibt die Inkarnation – die Fleischwerdung Gottes in Jesus Christus. Im übertragenen Sinne wird der Satz heute verwendet, wenn eine Idee oder ein Plan konkrete Gestalt annimmt.
- „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“
Ein bekannter Satz Jesu aus dem Johannesevangelium (Joh 8,7), gerichtet an die Menschenmenge, die eine Ehebrecherin steinigen will. Heute wird die Redewendung genutzt, um auszudrücken, dass niemand fehlerfrei ist und daher nicht über andere urteilen sollte.
- „Sein Kreuz tragen.“
Heutzutage meint der Ausdruck, dass jemand schwere Lasten oder Lebensprobleme zu tragen hat. In Markus 8,34 sagt Jesus: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
- „In Versuchung geraten.“
Ein Ausdruck für das Nachgeben gegenüber einer (meist moralisch fragwürdigen) Versuchung. Der Ursprung liegt in der biblischen Geschichte von Adam und Eva, die der Versuchung durch die Schlange nicht widerstehen konnten (Genesis 3).
- „Wie durch ein Wunder gerettet.“
Diese Redewendung beschreibt eine beinahe unglaubliche Rettung aus Gefahr. In der Bibel sind Wunder göttliche Eingriffe, die natürliche Gesetze übersteigen – z. B. Heilungen oder das Gehen Jesu auf dem Wasser (Mt 14,25).
- „Sei kein Judas.“
Heute ein umgangssprachlicher Ausdruck für jemanden, der andere verrät. Judas Iskariot, einer der zwölf Apostel, verriet Jesus für dreißig Silberlinge (Mt 26,14–16). Die Redewendung gilt als Synonym für einen Verräter, sollte aber sensibel verwendet werden.
- „Er hatte eine Erleuchtung.“
Eine Redewendung für plötzliche Einsicht oder Erkenntnis. Biblischer Ursprung ist u. a. die Bekehrung des Paulus auf dem Weg nach Damaskus (Apostelgeschichte 9,3), bei der ihn ein Licht vom Himmel traf.
Die Bibel lebt weiter – auch sprachlich
Biblische Ausdrücke haben längst ihren Platz im allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Auch wenn ihr religiöser Ursprung oft vergessen oder verdrängt wurde, bleibt ihre kulturelle und sprachliche Bedeutung bestehen.
Gerade bei der Verwendung in lockeren oder ironischen Kontexten ist jedoch Sensibilität gefragt – vor allem im schriftlichen oder öffentlichen Sprachgebrauch.