Sprechen Sie die Sprache der Wiesn? Neben hübschen Frauen im Dirndl, feschen Männern in Lederhosen, den weltgrößten gefüllten Bierkrügen und einer ganzen Menge Gaudi begegnet man auf dem Oktoberfest auch noch anderen Kuriositäten, nämlich sprachlichen Kuriositäten. Es scheint als hätte die Wiesn ihre eigene Sprache entwickelt. Wir wünschen Ihnen „a Fetzngaudi“ mit unserem neuen Artikel!
Das größte Volksfest der Welt, das Oktoberfest – oder bairisch die Wiesn – wurde erstmals am 17. Oktober 1810 zu Ehren der Hochzeit des Kronprinzen Ludwig I. und der Prinzessin Therese Sachsen-Hildburghausen gefeiert. Deswegen trägt heute auch der Veranstaltungsort den Namen Theresienwiese.
Namensherkunft und Bedeutung
Der Monat Oktober hat seinen Namen aus dem Lateinischen, genauer vom Zahlwort octo oder octavus, was so viel wie „acht“ bzw. „der Achte“ bedeutet. Theoretisch müsste Oktober also der achte Monat im Kalenderjahr sein, was er aber nur im altrömischen Kalender ist. Im Kalender Karls des Großen heißt der Oktober „Windumemanoth“, wobei sich windume von vindemia – einer Zusammensetzung aus vinum (Wein) und demere (wegnehmen) – ableitet. Gemeint ist damit die Weinlese bzw. Traubenernte; Winzer nennen den Oktober auch „goldenen Oktober“.
Im selben Monat fand die Hochzeit des Kronprinzenpaars Ludwig I. und der Prinzessin Therese Sachsen-Hildburghausen statt, bei der ein Roßrennerts (Pferderennen) veranstaltet wurde.
Die Sprache der Wiesn
A Maß und a echte Wiesnbrezn, a Schweinswürstl und a Brathendl kann man auf der Wiesn genießen. Bereits beim Wort Wiesn fängt die typische Sprache an, denn hier gehört weder ein Apostroph (Wies’n) noch ein e vor das n. Das Wort ist ein bairischer Singular für Wiese und die Wiesn ist eine ganz besondere Wiese.
Der Ein-Liter-Krug Bier heißt darüber hinaus „die Maß“, nicht das oder der Maß. Außerdem wird ein kurzes und kein langes a gesprochen. Als kleine Eselsbrücke kann man sich hier das Fass vom Fassbier merken, denn das a wird genau wie in Fass ausgesprochen.
Auch das Wort Brezn bzw. a echte Wiesnbrezn ist ein typisch bairischer Begriff, den jeder Besucher auf dem Oktoberfest hört.
Eine Party auf dem Oktoberfest
Trinksprüche und Lieder
Natürlich dürfen auch die Trinklieder nicht fehlen. Ein beliebter Trinkspruch beim Trinken und Zuprosten ist „oans, zwoa, gsuffa!“ (Eins, zwei, getrunken!). Aber auch Trinklieder wie „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ wird ein Wiesn-Besucher irgendwann zu hören bekommen. Allerdings stammt dieses Trinklied nicht aus München, sondern aus Chemnitz und wurde von Bernhard Dittrich verfasst.
Der Trinkspruch ist allerdings aus einem bayrischen Lied: „In München steht ein Hofbräuhaus / Oans, zwoa, gsuffa / Da ging so manches Fasserl aus / Oans, zwo gsuffa…“.
Wir wünschen Ihnen „a Fetzngaudi“ (einen Riesenspaß) auf der nächsten Wiesn! Wir hoffen, dass Sie keinem Batzi (Gauner, Taschendieb) begegnen.
Mehr zum Thema Bier auf unserem Blog: False Friends und warum klingt nicht Ihre Grammatik englisch: Wie Sie im nächsten Pub falsche Freunde loswerden.