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Interessantes / 28. Januar 2021

Sprachinseln in Europa: Das Donauschwäbisch oder Banatschwäbisch

Das Donauschwäbisch, auch Banater Schwäbisch oder Banatschwäbisch, wurde im südöstlichen Teil Europas, dem Banat und der Batschka gesprochen. Das Banat gilt als historische Region, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt. Ebenso wie das Siebenbürgisch-Sächsisch, das in Siebenbürgen in Rumänien gesprochen wurde, handelt es sich auch beim Donauschwäbisch um eine deutsche Sprachinsel in Europa. Allerdings hat das Banater Schwäbisch einen anderen Ursprung und ist daher vom Siebenbürgisch-Sächsisch und von anderen deutschen Sprachminderheiten abzugrenzen.

 

Denkt man an deutsche Dialekte, dann fallen einem meist nur die Schweiz, Österreich und Deutschland ein. Dabei wird und wurde in vielen Teilen der Welt Deutsch gesprochen und in einigen Regionen konservierten sich sogar Teile des Alt- und Mittelhochdeutschen. So zum Beispiel in Gebieten von Südosteuropa, wo das sogenannte Donauschwäbisch gesprochen wurde.

Donauschwäbisch ist eine Mundart, die im Siedlungsgebiet der Donauschwaben oder Banater Schwaben im Südosten von Europa im Banat und der Batschka gesprochen wurde. Das Banat liegt im heutigen Rumänien, Serbien und Ungarn, wobei die meisten Schwaben in Rumänien ansässig waren.

Auch heute sprechen einige Donauschwaben bei Familienzusammenkünften oder bei bestimmten Anlässen ihren traditionellen Dialekt. Jedoch findet man heute nur noch wenige Donauschwaben in Rumänien, da auch sie wie die Siebenbürger Sachsen in den 70er und 90er und letztendlich nach Ende des Kommunismus im Jahre 1989 nach Deutschland und Österreich ausgewandert sind.

 

Tafel mit den ehemaligen Siedlungsgebieten der Donauschwaben. Donauschwabenpark, Wien-Floridsdorf (Quelle: Wikipedia)

Quelle: Wikipedia - Donauschwaben

 

Welchen Ursprung hat das Donauschwäbisch bzw. Banatschwäbisch?

Durch den Anteil der hochdeutschen Lautverschiebung wurde Donauschwäbisch als mitteldeutsche Mundart gekennzeichnet und ist dem Pfälzischen und Saarländischen sehr ähnlich, bedient sich jedoch auch einzelner Elemente des Ostfriesischen und Hessischen.

Doch wie gelangte der Dialekt in diese Gebiete? Es begann im Jahre 1683 als die k. u. k. Armee die Türken in Wien besiegte. Nachdem die Türken aus den Gebieten vertrieben wurden, bot man den Kolonisten aus Deutschland und Österreich preiswerte Grundstücke, Steuerfreiheit und sonstige Privilegien an, um sie in die entsprechenden Regionen zu locken. Es war das Ziel, die Bevölkerung zu verdichten und den landwirtschaftlichen Aufbau zu fördern. Viele Siedler kamen aus Lothringen, dem Elsass, der Pfalz, Rhein- und Mainfranken, aber auch aus Schwaben, Franken, Bayern, Hessen, Böhmen und Innerösterreich. All diese Einwanderer erhielten die Bezeichnung „Donauschwaben“ oder „Banater Schwaben“. 

 

Mischung der Dialekte

Da die Siedler aus unterschiedlichen Gebieten kamen, mischten sich im Laufe der Zeit auch ihre Dialekte in der neuen Heimat. Dadurch bildeten sich in den unterschiedlichen Siedlungsgebieten auch verschiedene Dialekte heraus: Im ungarischen Mittelgebirge herrschte das bairisch-österreichische; in der Schwäbischen Türkei (heute Ungarn) das Rheinfränkische; in der Batschka (Serbien und Ungarn) das Pfälzische und Badische, in Syrmien (Kroatien und Serbien) und Slawonien (Kroatien) das Schwäbische; im Banat das Rheinfränkische, Moselfränkische, Süd- und Ostfränkische, Bairische und Hochalemannische.

Für eine bessere Kommunikation mussten die Siedler einige Charakteristiken ihrer Mundarten aufgeben und an neue anpassen, sodass die Dialekte gemischt wurden.

 

Welchen Einfluss hatten andere Sprachen auf das Donauschwäbisch?

Das Donauschwäbisch kam mit anderen Sprachen in Berührung, daher erkennt man Entlehnungen aus verschiedenen Sprachen. Jedoch fanden auch Fremdwörter aus Sprachen Einzug in das Donauschwäbisch, mit denen es nicht in direkten Kontakt kam. Die folgenden Wörter wurden aus anderen Sprachen übernommen:

  • Kepernik (Reisemantel aus rauem Tuch) – stammte ursprünglich aus dem Türkischen, wurde aber aus dem Ungarischen, Rumänischen und Serbischen übernommen.
  • Brinse (Schafkäse), Raki (Branntwein), Opintschen (Bundschuhe), Hambar (Speicher), Kuliba (Hütte) – aus dem Rumänischen
  • Palatschinken (Österreich, Ungarn)

 

Die meisten Entlehnungen stammten aus dem Französischen:

  • Luster (Leuchter)
  • Paschtur (Gestalt, Figur einer Person)
  • Profession (Handwerk)
  • akkurat (genau)
  • Arar (Staatseigentum)
  • faschee (verärgert)

 

Ein besonders großer Anteil stammte jedoch aus dem Österreichischen:

  • Kondukter (Schaffner)
  • Menasch (Menage, Verpflegung)
  • Jause (Pausenbrot, Zwischenmahlzeit)
  • Plafon (Decke eines Raumes)
  • Perzent (Prozent)
  • Spalett (Fensterladen)
  • Ballawatsch (Durcheinander)
  • buserieren (drängen, ärgern)
  • Umurken (Gurken)
  • Paradeis(er) (Tomaten)

 

Wo spricht man heute noch Donauschwäbisch?

Heute wird in den meisten Gebieten Südosteuropas Donauschwäbisch fast überhaupt nicht mehr gesprochen, da die meisten Donauschwaben während des Ersten und Zweiten Weltkriegs und später in den 70er und 90er und nach Ende des Kommunismus im Jahr 1989 ausgewandert sind. Viele von ihnen wurden auch verfolgt, vertrieben und umgebracht. Insbesondere in Ungarn, Serbien und Kroatien wurden die Donauschwaben verfolgt und hingerichtet. Im Jahr 1945 wurden rund 33.000 Donauschwaben in Rumänien für mehrere Jahre (meist 5 Jahre) zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. 1951 wurden im Rahmen der Deportation noch einmal mehrere tausend Donauschwaben in den Südosten Rumäniens, die Baragan-Steppe, verschleppt und zur Zwangsarbeit gezwungen.

Aufgrund der Geschichte hat sich die Bevölkerung der Donauschwaben stark dezimiert, aber in Deutschland und Österreich gibt es noch einige Sprecher des Banatschwäbisch und zahlreiche Vereine pflegen die Kultur und Tradition sowie die Sprache, um sie vor dem Vergessen zu schützen.

Da die Nachkommen der Donauschwaben meist in Deutschland und Österreich aufwuchsen und aufwachsen, sprechen nur wenige die donauschwäbische Mundart im Familien- und Freundeskreis.

 

Videos und Sprachbeispiele:

 

 

 

 

 

 

Quellen:

Klack, Äpplmoj, Fratschler und Fujaker. Banater Etymologien (Teil 1); Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Heide und Hecke. Was sagen uns Banater Etymologien (Teil 2); Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Gasse und Straße, Feldflur und Einsiedlerhof. Was sagen uns Banater Etymologien (Teil 3); Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Kukuruz und Liesch, Hambar und Tschardak. Was sagen uns Banater Etymologien (Teil 4); Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

 

Alle Artikel über Sprachinseln in unserem Blog

 

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