Auch in Chile gab und gibt es eine deutsche Minderheit, die Deutsch spricht. Heute wird die deutsche Sprache noch von bis zu 35.000 Einwohnern Chiles gesprochen. Allerdings klingt das Deutsch etwas anders, als wir es kennen: „Die Vacken müssen jeden Tag geletschert werden.“ Das ist Launa-Deutsch. Wissen Sie, was dieser Satz bedeuten könnte? Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!
Die Nachfahren deutscher, österreichischer und Schweizer Einwanderer (Deutsch-Chilenen, Chile-Deutsche) spielen seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Leben des Landes, vor allem im Süden. Im Verhältnis zur Zuwanderung nach Argentinien oder Brasilien lebten zwar weniger Deutsche in Chile, jedoch war der kulturelle und wirtschaftliche Einfluss in Chile viel deutlicher.
Rund 500.000 Chilenen stammen von Deutschen ab, für rund 40.000 ist die deutsche Sprache auch heute noch ihre Muttersprache. Heute wird die deutsche Sprache noch von bis zu 35.000 Einwohner Chiles verwendet. Nach Spanisch und Mapudungun ist es die drittmeist gesprochene Sprache in Chile. Das hauptsächliche Siedlungsgebiet sind die heutigen Regionen Araucania, Los Rios und Los Lagos im Süden Chiles.
Woher kamen die Deutsch-Chilenen?
Die erste Erwähnung eines deutschen Siedlers war im Jahr 1541, der aus Nürnberg stammende Konquistador Bartolome Flores, der ursprünglich Blum oder Blümlein geheißen haben dürfte. Er kam als Begleiter von Pedro de Valdivia und beteiligte sich an der Gründung der Hauptstadt Santiago. Er heiratete die Tochter eines örtlichen Kaziken und regierte deren Ländereien; die Weinberge am Meer, auf denen später die Stadt Vina del Mar entstand, gehörte zu seinen Ländereien. Seine Tochter heiratete anschließend den aus Deutschland stammenden Pedro Lisperguer, geboren als Peter Birling in Worms.
Mit der Unabhängigkeit von Spanien 1818 gelangen mehr europäische Kaufleute und Handelsreisende nach Chile. Zentrum der deutschen Kaufleute war Valparaíso.
Die deutsche Sprache in Chile heute
Heute sprechen noch 35.000 Einwohner Chiles die deutsche Sprache, wodurch Deutsch die drittmeist gesprochene Sprache ist. Jedoch nimmt der Anteil durch gemischtsprachige Ehen ab; Deutsch wird meist als Fremdsprache gelernt. Um den Llanquihue-See hat sich eine Varietät des Deutschen entwickelt, das sogenannte Launa-Deutsch, welches von vielen spanischen Interferenzen beeinflusst wird. Demgegenüber haben mehrere deutsche Wörter als Fremdwörter Eingang in die chilenische Alltagssprache gefunden, z. B. das Wort Kuchen.
Launa-Deutsch
Launa-Deutsch (auch Laguner-Deutsch) ist in Chile eine Bezeichnung für die rund um den Llanquihue-See gesprochene Varietät des Deutschen. Sie weist viele spanische Interferenzen auf: Die Vacken müssen jeden Tag geletschert werden.“
Der Begriff „Vacke“ stammt vom spanischen Wort vaca (Kuh) und „Vacken“ ist demnach der Plural und heißt „Kühe“.
Weitere Wortbeispiele:
- examen (s.) - (span.) Ärztliche Untersuchung
- in (präp.) (Hispanismus) auf - Ich geh in ein Fest.
- kompetenz (w.) (span. „competencia“) Konkurrenz. Der freie Wettbewerb zeichnet sich durch starke Kompetenz aus. Dieses international operierende Unternehmen macht uns starke Kompetenz.
- letschern (v.) (span. „lechar“) melken. Die Vacken* müssen jeden Tag geletschert werden.
- ordinär (adj.) (span. „ordinario“) gewöhnlich, herkömmlich, normal. Es passiert nichts Ungewöhnliches an so einem ordinären Tag wie heute.
- pape (m.) (span. „papa“) Kartoffel. Ich muss noch ein paar Papen schälen.
- pastelería (m.) (span.) Bäckerei. Laß uns zur pastelería gehen und frisches Brot kaufen.
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